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Schriftliche Prüfung vom 10.10.2018 - Kommentar

10.01.2019

Kommentar zur schriftlichen Prüfung für den Heilpraktiker, eingeschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, vom 10. Oktober 2018

Auch in dieser Prüfung, genauso wie in der vorherigen (März 2018), gab es wieder Fragen zu Themen, die bislang sehr selten oder auch gar nicht geprüft worden sind, alleine 2 Fragen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie (F8 und F9). Auf diese werde ich weiter unten eingehen.

Auch gab es wieder eine Frage zu den Funktionsstörungen der Schilddrüse, diesmal zur Hypothyreose (im März 2018 zur Hyperthyreose), was bislang eher in der mündlichen Prüfung gefragt wurde.

Keine Fragen gab es zu den Affektiven Störungen (F3) und zur Psychopathologie, die sonst recht häufig abgefragt werden.


Die einzelnen Fachgebiete wurden in der folgenden Gewichtung abgefragt:

5 Fragen zu den therapeutischen Verfahren:
Achtsamkeitsübung (neu!), Elektrokrampftherapie (EKT), allgemeine Fragen zu den Richtlinienverfahren, KVT der Depression nach Beck, Begriff „Habituation“

je 3 Fragen aus den folgenden Bereichen:

F1: psychotrope Substanzen:
Alkoholkrankheit (Alkoholismus); Drogen (Opioide, Kokain, Halluzinogene, Amphetamine, Cannabis); substanzinduzierte Psychose (Symptome)

F6: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen:
Borderline (es wurden nicht die Symptome abgefragt, sondern u. a. Suizidalität und Statistik); kombinierte Persönlichkeitsstörung (neu!); abhängige (asthenische) PS (Symptome)

F7 – 9: Kinder- und Jugendpsychiatrie:
Störungen des Sozialverhaltens (neu!); ADHS (auch bei Erwachsenen!); Rett-Syndrom (als Fallgeschichte – neu!)

F4: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen:
soziale Phobie; Zwangsgedanken (Wiederholungsfrage!)


je 2 Fragen aus den folgenden Bereichen:

F0: Organische Störungen:
Demenz; Epilepsie (sehr selten!)

F2: Schizophrenie und wahnhafte Störungen:
Symptome der Schizophrenie; schizotype Störung

Psychopharmaka:
SSRI (u. a.: Serotoninsydrom = neu!); Neuroleptikum (Haldol) – Indikationen

Juristische Aspekte:
Betreuungsgesetz (Einwilligungsvorbehalt); Unterbringungsgesetz


je 1 Frage aus den folgenden Bereichen:

Suizidalität: Risikofaktoren

Gesetzeskunde für den HP Psych: welche Therapieformen sind erlaubt, welche nicht

F5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen: Psychosomatosen (psychische Symptome der Hypothyreose)


Die folgenden Fragen betreffen Gebiete, die meiner Kenntnis nach bislang noch nie bzw. sehr selten geprüft worden sind:

Zu den beiden Fragen „Serotoninsyndrom“ (Blogeintrag vom 19.10.2018) und „Achtsamkeit“ (Blogeintrag vom 20.10.2018) habe ich bereits Blogbeiträge geschrieben.


1. Frage zur Epilepsie:

Epilepsie ist (neben Multipler Sklerose) eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei jungen Erwachsenen. Bei einem epileptischen Anfall kommt es zu außergewöhnlichen paroxysmalen (anfallsartigen) elektrischen Entladungen im Gehirn, die zu plötzlichen Störungen des Sensoriums, der Motorik, des subjektiven Befindens und des objektiven Verhaltens führen.

Zu unterscheiden sind „aktive Epilepsie als Krankheitsbild“ und „Gelegenheitskrämpfe/ zerebrale Krampfanfälle“:

Epilepsie wird im ICD 10 unter F02.8 „Demenz bei andernorts klassifizierten Krankheitsbildern“ mit aufgeführt, da sich als Folge (sehr selten) eine Demenz entwickeln kann.

Insofern ist es notwendig, die wichtigsten Merkmale der Erkrankung zu kennen. Einen Kurz-Überblick der wichtigsten Fakten können Sie hier downloaden.

Weitere Informationen finden Sie in Skript Nr. 2: „FO: Organische psychische Störungen“.


Welche der folgenden Aussagen zur Epilepsie trifft (treffen) zu?

  1. Nach einem einzigen Gelegenheitskrampfanfall ist die Fahrtauglichkeit nicht beeinträchtigt
  1. Entzugskrampfanfälle treten ausschließlich beim Alkoholentzugssyndrom auf
  1. Das abrupte Absetzen von Benzodiazepinen kann zu einem epileptischen Anfall führen
  1. Epilepsie manifestiert sich nur in der Kindheit
  1. Zur Diagnosesicherung wird ein Enzephalogramm (EEG) durchgeführt
     
  1. Nur die Aussage 3 ist richtig
  1. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig
  1. Nur die Aussagen 3 und 5 sind richtig
  1. Nur die Aussagen 1, 3 und 5 sind richtig
  1. Nur die Aussagen 3, 4 und 5 sind richtig

Richtige Antwort: C)


2. Frage zu Störungen des Sozialverhaltens (F91):

Nach meiner Kenntnis ist dies die erste Frage zu diesem Thema in einer schriftlichen Prüfung. Genauso auch wie die Frage zum Rett-Syndrom (siehe 3., weiter unten).

Im Oktober 2017 gab es das erste Mal eine Frage zu den „Bindungsstörungen“ (F94), siehe auch Blogeintrag vom 30.10.2017, d. h. Fragen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie nehmen generell zu.


Welche der folgenden Aussagen zu Störungen des Sozialverhaltens nach ICD 10 treffen zu?

Wählen Sie zwei Antworten.

  1. Jugendliche Aufmüpfigkeit zählt zu den typischen Symptomen der Störung des Sozialverhalten
  1. Bei einem Jugendlichen, der seit 2 bis 3 Monaten die Schule schwänzt, sollte die Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens gestellt werden
  1. Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit einer Störung des Sozialverhaltens sind vorrangig medikamentöse Maßnahmen zielführend
  1. In seinen extremsten Auswirkungen beinhaltet das Verhalten bei Störungen des Sozialverhaltens gröbste Verletzungen altersentsprechender sozialer Erwartungen, wie z. B. Grausamkeit gegenüber anderen Menschen oder Tieren
  1. Störungen des Sozialverhaltens können sich in einigen Fällen zu einer dissozialen Persönlichkeitsstörung entwickeln

Richtige Antworten: D) und E)

Zur besseren Übersicht können Sie hier die wichtigsten Merkmale der Störungen des Sozialverhaltens downloaden

Weitere Informationen finden Sie im Skript Nr. 10:„F7 – 9: Kinder- und Jugendpsychiatrie“


3. Frage zum Rett-Syndrom (F84.2):

Auch das Rett-Syndrom wurde meiner Kenntnis nach zum ersten Mal abgefragt.

Einfachauswahl

Eine Mutter bittet um eine Entwicklungsdiagnostik bei ihrer 2-jährigen Tochter. Das Mädchen habe sich zunächst unauffällig entwickelt, mit 1 Jahr zu laufen und zu sprechen begonnen.

Seit mehreren Monaten stagniere die Entwicklung; bereits erworbene Fähigkeiten habe sie wieder verlernt. Das Kind laufe zunehmend schlechter, spreche immer weniger und müsse wieder gefüttert werden. Bei der Untersuchung fallen unter anderem Stereotypien der Hände (waschende Bewegungen) auf.

Welche der folgenden Diagnosen trifft am ehesten zu?

  1. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
  1. Selektiver Mutismus
  1. Rett-Syndrom
  1. Chorea Huntington
  1. sog. „Trotzphase“

Richtige Antwort: C)

Hier können Sie einen Kurz-Überblick der wichtigsten Fakten des Rett-Syndroms downloaden.

Weitere Informationen finden Sie im Skript Nr. 10: „F7 – 9: Kinder- und Jugendpsychiatrie“

Die komplette Prüfung vom 10.10.2018 mit Lösungsschlüssel finden Sie hier.

Wörterbuch:

Hypothyreose:  gr.: hypo = Vorsilbe: unter, erniedrigt, vermindert / Thyreose: nicht entzündliche Schilddrüsenerkrankung
Schilddrüsenunterfunktion

Hyperthyreose:  gr.: hyper = Vorsilbe: über, erhöht, vermehrt / Thyreose: nicht entzündliche Schilddrüsenerkrankung
Schilddrüsenüberfunktion

Sensorium:  gr.: sensus = das Gefühl, Empfindung
Gesamtheit aller Sinneswahrnehmungen