Drucken

Prüfungsfrage zum "Messie-Syndrom"

23.08.2016

In der letzten schriftlichen Prüfung (16.03.2016) gab es zum ersten Mal eine Frage zum sog. „Messie-Syndrom“ (pathologisches Horten):

Welche der folgenden Aussagen zum sogenannten „Messie-Syndrom“ (pathologisches Horten) treffen am ehesten zu?

  1. Charakteristisch ist das Anhäufen und Sammeln von wertlosen oder verbrauchten Dingen in der eigenen Wohnung
  1. Das Messie-Syndrom geht häufig mit Symptomen einer Zwangsstörung einher
  1. Die Betroffenen reagieren meist mit sozialem Rückzug
  1. Pathologisches Horten findet meist außerhalb der eigenen Wohnung statt
  1. Überwiegend sind Kinder und Jugendliche betroffen

 

  1. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig
  1. Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig
  1. Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig
  1. Nur die Aussagen 2, 4 und 5 sind richtig
  1. Nur die Aussagen 1, 2, 3 und 5 sind richtig

Richtige Antwort: C

 

  • Das „Messie-Syndrom“ ist (bislang) nicht als eigenständige Diagnose im ICD 10 (International Classification of Diseases, in Deutschland gültiges Klassifikationssystem, Herausgeber: WHO) aufgeführt.
  • In der neuen Fassung des amerikanischen Diagnosesystems DSM 5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Herausgeber: American Psychiatric Association), erschienen Mai 2013, wurde das „Messie-Syndrom“ als „pathologisches Horten“ als offizielle Diagnose mit aufgenommen.
  • Das ICD wird derzeit überarbeitet, die neue Version (Nr. 11) wird voraussichtlich in 2017 erscheinen. Ob in der überarbeiteten Fassung das „Messie-Syndrom“ als offizielle Diagnose mit aufgenommen wird, bleibt abzuwarten.
  • Bislang kann man das Syndrom als verwandte Störung unter die Zwangsstörungen (F42) im ICD 10 einordnen (siehe auch Skript Nr. 7, Seite 75).


Hier die diagnostischen Kriterien des „Pathologischen Hortens“ aus dem DSM 5:

  1. Anhaltende Schwierigkeit, Gegenstände wegzuwerfen oder sich von ihnen zu trennen, unabhängig von deren tatsächlichem Wert.
  1. Diese Schwierigkeit ist zurückzuführen auf das empfundene Bedürfnis, die Gegenstände aufheben zu müssen und auf ein mit dem Wegwerfen verbundenes Unbehagen.
  1. Die Schwierigkeit, Gegenstände auszusondern, führt zu einer Anhäufung von Dingen, die aktive Wohnbereiche überfüllen und vermüllen und deren eigentliche, zweckmäßige Nutzung erheblich beeinträchtigen. Falls einzelne Wohnbereiche in ordentlichem Zustand sind, ist dies meist auf das Einwirken Dritter (z. B. Familienmitglieder, Reinigungskräfte, Autoritäten) zurückzuführen.
  1. Das Horten verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen (inklusive der Aufrechterhaltung eines für sich und andere sicheren Umfelds).
  1. Das Horten ist nicht auf eine andere medizinische Erkrankung zurückzuführen (z. B. Gehirnverletzungen, zerebrovaskuläre Erkankungen).
  1. Das Horten kann nicht besser durch die Symptome einer anderen psychischen Erkrankung erklärt werden (z. B. Zwangsgedanken im Rahmen einer Zwangsstörung, verminderter Antrieb einer Major Depression, Wahnvorstellungen einer Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung, kognitive Defizite einer Neurokognitiven Störung, eingeschränkte Interessen einer Autismus-Spektrum-Störung).

Quelle: Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5, Hogrefe-Verlag, Ausgabe 2015