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Prüfungsfrage zu EMDR

12.12.2020

In der schriftlichen Prüfung am 14.10.2020 gab es eine Frage zum Therapieverfahren EMDR (meines Wissens nach zum ersten Mal):

 

Mehrfachauswahl – wählen Sie 2 Antworten

Welche der folgenden Aussagen zum Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) treffen zu?

  1. Bei der Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) konzentriert sich der Patient auf eine traumatische Erinnerung und die damit verbundenen Gedanken und Körperempfindungen.
  1. EMDR funktioniert nur mit visueller Stimulierung
  1. Bei EMDR wird grundsätzlich mit einer wenig Angst auslösenden Szene begonnen.
  1. Bei EMDR wird eine bilaterale zerebrale Stimulation eingesetzt.
  1. EMDR ist vor allem für Patienten mit schizophrenen Psychosen und schweren hirnorganischen Erkrankungen geeignet.

 

Richtige Antworten: A) und D)

 

Kurzbeschreibung:

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), übersetzt in etwa “Desensibilisierung und Neubearbeitung durch Augenbewegungen“) ist ein von der amerikanischen Psychologin Dr. Francine Shapiro entwickeltes Therapieverfahren ursprünglich zur Behandlung von traumabedingten psychischen Störungen.

Inzwischen belegen Studien auch den erfolgreichen Einsatz von EMDR bei anderen psychischen Störungen, wie z. B. bei Angststörungen, Anpassungsstörungen und komplizierter Trauer.

Die Methode ist wissenschaftlich anerkannt und von der WHO international als eine der effektivsten Methoden zur Behandlung der PTBS anerkannt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Behandlungskosten bei der Diagnose „PTBS bei Erwachsenen“.

 

Kontraindikation sind u. a.:

  • Psychosen
  • hirnorganische Erkrankungen
  • Augenerkrankungen, die gegen eine EMDR-Augenbewegung sprechen (hier sind aber andere Arten der Stimulation möglich, s. weiter unten)

 

Methodik:

Kernelement des EMDR ist die bilaterale (wechselseitig bzw. rechts-links-Bewegung) Stimulation. Klassisch erfolgt diese über Augenbewegungen des Patienten (er verfolgt mit den Augen dabei die Bewegungen der Finger des Therapeuten). Weitere Arten der bilateralen Stimulation sind u. a. die auditive und taktile Stimulation.

Die Behandlung mit EMDR ist ein sehr strukturiertes Verfahren, das in einem Protokoll mit 8 Phasen festgelegt ist. Die Reihenfolge und das Abarbeiten des Protokolls kann je nach Störungsbild geändert werden:

Sind z. B. bei einem Patienten mehrere Traumen in der Vergangenheit zu bearbeiten, wird die Reihenfolge in der Regel nach den Kriterien

  1. das am längsten zurückliegend und
  2. das am wenigsten belastende

im sog. Standardprotokoll festgelegt.

Bei einer akuten Belastungsreaktion wird zuerst mit dem aktuellen Trauma gearbeitet (= umgekehrtes Protokoll).

Bei Angststörungen werden in der Regel

  1. das erste (konditionierende) Ereignis
  2. das am meisten belastende und
  3. das am kürzesten zurückliegende Ereignis

in dieser Reihenfolge bearbeitet.

 

Weitere Details siehe auch in Skript Nr. 12: "Psychotherapeutische Verfahren".

 

Skript Nr. 12 wurde unter dem Kapitel "diverse Psychotherapieverfahren"  um den Punkt  "EMDR" ergänzt. Alle, die Skript Nr. 12 vor dem 20.10.2020 erworben haben, können die Ergänzung per Mail an info@cwc-verlag.de gerne nachfragen. Sie bekommen die Seiten dann als pdf-Datei per Mail zugeschickt.

 

Quellen: Hofmann, Arne: EMDR, Praxishandbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen, Thieme-Verlag 2015; Zimmermann Andreas: EMDR für Heilpraktiker, Haug-Verlag 2020